Erl-Arten: Aufbau eines Outdoor Messers II

Teil zwei meiner Serie „Aufbau eines Outdoor Messer“. In diesem geht es um den Erl, somit um die (verlängerte) Klinge des Messers. Was die einzelnen Erl-Arten ausmacht und unterscheidet.

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Ganz kurz: Der Erl (Angel) ist bei einem feststehenden Messer die Verlängerung der Klinge, die dir als Griff dient. In meinen Augen ist der Erl sogar wichtiger als die Klinge. Weil der Erl maßgeblich die Stabilität des Werkzeugs bestimmt. Entsprechend entscheidet der Erl über den praktischen Wert des Messers. Mit anderen Worten: WAS du damit machen kannst. WOZU du es nutzen kannst. Beispiel Batoning (Holz spalten): Dazu taugt nicht jedes Outdoormesser.

Davon ab bestimmt der Erl, wie der Griff am Messer befestigt ist. Daher nenne ich dir in Teil zwei der Serie „Aufbau eines Outdoor Messer“ alle Erl-Arten samt ihrer Vor- und Nachteile.

Fulltang Erl oder Voll-Erl

Der wohl gängigste Erl für ein Outdoormesser ist der Fulltang oder Voll-Erl. Bei diesem besteht das Messer aus einem Stück. Klinge und Griff sind eins. Vorteil: Das Messer ist extrem stabil. Der Griff bzw. Griffschalen sind auf den Stahl geklebt, geschraubt oder genietet. Letzte Variante ist die beste, weil haltbarste.

Nachteile des Fulltangs sind dagegen das (hohe) Gewicht und die hohen Kosten. Weil mehr Stahl nötig ist. Dennoch: Speziell für grobe Arbeiten ist ein Voll-Erl ein Muss. Zum Beispiel zum Spalten von Holz (Batoning) oder Hebeln.

Vorteile Fulltang
sehr hohe Stabilität
top für grobe Arbeiten

Nachteile Fulltang
hohes Gewicht
hohe Kosten

Halftang Erl: Der halbe Voll-Erl

Der Halftang ist quasi ein halbes Voll-Erl. Die Stabilität der Klinge ist damit etwas geringer, dafür ist weniger Stahl nötig. Das macht das Messer zum einen leichter, zum anderen (etwas) billiger. Dennoch kannst du auch mit einem Halftang Holz spalten. Zumindest in der Regel…

Vorteile Halftang
hohe Stabilität
taugt für grobe Arbeiten
leichter und günstiger

Nachteile Halftang
weniger stabil als Fulltang
hohe Kosten

Integralmesser: Das bessere Fulltang

Das Integralmesser geht den anderen Weg. Denn beim Integral sind Klinge und Erl sowie obendrein Parier und Knauf aus einem Stück geschmiedet. Das Integral ist somit eine Art Fulltang de Luxe. Das allerdings treibt die Kosten. Zum einen, weil mehr Stahl nötig ist. Zum anderen die Produktion schwerer ist. Robuster ist aber kein Outdoormesser.

Vorteile Integralmesser
maximale Stabilität
extrem robust und sicher
optimal für grobe Arbeiten

Nachteile Integralmesser
sehr hohes Gewicht
aufwändige Produktion
sehr hohe Kosten

Das Halbintegralmesser

Ein Integralmesser – nur ohne Knauf. Das macht die Herstellung etwas einfacher und spart somit Kosten. Das Gewicht bleibt dennoch hoch. Dafür ist das Messer sehr gut für grobe Arbeiten wie Batoning geeignet.

Vorteile Halbintegralmesser
sehr hohe Stabilität
robust und langlebig
top für grobe Arbeiten

Nachteile Halbintegralmesser
hohes Gewicht
hohe Kosten

Erl-Arten: Der Spitzerl

Der Spitzerl beruht auf dem Fulltang, ist jedoch schmaler gehalten. In der Regel zum Griff bzw. Knauf hin. Das spart Material und somit Gewicht und Kosten. Mitunter ragt der Erl sogar aus dem Knauf heraus. So kann dieser als Hacke oder Grabstock dienen. Im Vergleich zum Vollerl ist der Spitzerl jedenfalls weniger stabil. Dennoch kannst du meist auch mit einem Spitzerl Holz spalten.

Vorteile Spitzerl
leichter als Fulltang
weniger Material nötig
etwas günstigere Kosten

Nachteile Spitzerl
weniger stabil als Vollerl

Der versteckte Spitzerl

Beim versteckten Spitzerl ist der Erl kürzer, also komplett im Griff verborgen. Das spart erneut Material und somit Kosten. Allerdings geht die Einsparung zu Lasten der Stabilität. Für grobe Arbeiten taugt das Messer daher nur bedingt.

Vorteile versteckter Spitzerl
leichter als Fulltang und Spitzerl
weniger Material nötig
günstigere Kosten

Nachteile versteckter Spitzerl
weniger stabil als Voll- & Spitzerl
nur bedingt für grobe Arbeiten tauglich

Erl-Arten: Der Runderl

Der Runderl zeigt einen runden Querschnitt. Somit umschließt der Griff den Erl komplett und besteht aus einem Stück. Im Gegensatz zu den Griffschalen an Fulltang oder Integralmesser. Der Griff wird beim Runderl jedenfalls längs aufgebohrt und über den Erl geschoben. Halt findet der Griff dank Kunstharz oder einem speziellen Kleber. Mitunter ist der Griff am Knauf noch verschraubt. Im Fazit leidet bei dieser Bauweise einmal mehr die Stabilität. Für grobe Arbeiten taugen Messer mit Runderl nicht.

Vorteile Runderl
weniger Material nötig
geringes Gewicht
günstige Kosten

Nachteile Runderl
geringe Stabilität
nur für leichte Arbeiten tauglich

Der Stickerl oder Rattenschwanz-Erl

Der Stickerl oder Rattenschwanzerl ist an den Runderl angelehnt. Der Erl ist entweder rund oder quadratisch. Allerdings ist der Griff in der Norm nur verschraubt. Somit ist die Stabilität des Messers im Vergleich zum Runderl noch mal schlechter. Diese Messer taugen daher nur für leichte Arbeiten, sind aber recht günstig.

Vorteile Stickerl
wenig Material
sehr leichtes Gewicht
günstig im Preis

Nachteile Stickerl
recht geringe Stabilität
taugt nur für leichte Arbeiten

Erl-Arten: Der Kurzerl

Beim Kurzerl ist der Name Programm, denn der Erl ragt nur wenige Zentimeter in den Griff. Dieser ist entweder verschraubt oder sogar nur aufgesteckt. Kurzum: Die Stabilität ist mies, Messer mit Kurzerl taugen nur für leichte Arbeiten. Batoning oder Hebeln solltest du mit einem solchen Messer nicht. Verwendung findet der Kurzerl daher eher bei billigen kleinen Arbeitsmessern wie Küchenmesser.

Vorteile Kurzerl
wenig Material nötig
sehr leichtes Gewicht
billig im Preis

Nachteile Kurzerl
sehr geringe Stabilität
taugt nur für leichte Arbeiten

Der angeschweißte Kurzerl

Der angeschweißte Kurzerl ist schließlich die günstigste Variante der Erl-Arten. Weil das Messer aus zwei unterschiedlichen Stahlarten besteht. Beim Erl kommt meist minderwertiger Stahl zum Einsatz, was die Kosten drückt. Davon gilt die Schweißnaht der schwächster Teil des Messers und kann bei Belastung schnell brechen. Solche Messer taugen nur für sehr leichte Arbeiten in der Küche.

Vorteile angeschweißter Kurzerl
geringer Materialaufwand
sehr wenig Gewicht
sehr günstige Kosten

Nachteile angeschweißter Kurzerl
sehr geringe Stabilität
taugt nur für sehr leichte Arbeiten

Fazit zu den Erl-Arten

Das Fazit zu den Erl-Arten ist damit klar. Fulltang sowie vor allem das Integralmesser sind die Könige unter den Outdoormessern. Auch Halftang sowie Halbintegralmesser taugen für draußen. Zumindest was die wirklich groben Arbeiten wie Hebeln oder Batoning angeht. Gut, für solche Messer musst du mehr Geld ausgeben. Dafür bekommst du Qualität und Sicherheit. Denn jedes Quäntchen mehr Stabilität heißt mehr Sicherheit. Weil die Gefahr einer Verletzung sinkt. Spare daher beim Messer nicht am falschen Ende.

Danke an everknives.de für die ausführliche Liste der Erl-Arten.

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