In Teil III meiner Serie Aufbau eines Outdoor Messers geht es um die Klinge. Oder vielmehr: um die Klingenform. Denn diese entscheidet, für welchen Einsatzzweck das Messer taugt…
Alle Artikel der Serie Aufbau eines Outdoor Messers…
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- Klingenschliff
Über die Jahre oder vielmehr Jahrzehnte und Jahrhunderte setzen sich unterschiedliche Klingenformen für unterschiedliche Einsatzzwecke durch. Das gilt vor allem outdoor, denn Klinge ist nicht gleich Klinge. Die Form gibt den Ton an – bzw. den Einsatzzweck vor. Daher zeige ich dir in Teil III meiner Serie Aufbau eines Outdoor Messers die typischen Klingenformen für Outdoormesser. Auf geht’s…
- Normalklinge
- Drop-Point-Klinge
- Spear-Point-Klinge
- Clip-Point-Klinge
- Trailing-Point-Klinge
- Tantoklinge
Die Normalklinge
Die Normalklinge erkennst du leicht: Der Messerrücken bildet eine gerade Linie. Die Schneide verläuft daher recht bauchig zum Ort (Spitze) nach oben aus. Typische ist diese Klingenform vor allem bei skandinavischen Messern. Die normale Klinge oder normale Spitze taugt jedenfalls sehr gut zum Schneiden. Zumal auch der Ort robust ist. Dennoch versprechen andere Klingenformen ein besseres Handling der Spitze. Somit mehr Kontrolle und mehr Sicherheit. Das reduziert die Gefahr für Verletzungen.
Fazit: Die Normalklinge taugt sehr gut zum schneiden. Allerdings ist das Handling wegen der hohen Spitze nicht optimal.
Merke: Je mittiger der Ort an der Klingenachse liegt, desto besser kannst du die Spitze kontrollieren. Das bedeutet mehr Sicherheit, weil weniger Verletzungsgefahr!
Klingenform: Die Drop-Point-Klinge
Das gilt zum Beispiel für die Drop-Point-Klinge. Deren Messerrücken ist zum Ort leicht konvex – also nach außen gebogen – geformt. Daher „fällt“ die Messerspitze ab und liegt auf oder etwas über der Mittelachse der Klinge. Das englische „dropping point“ heißt übrigens nichts anderes als „fallende Spitze“. Dank dieser fallenden Spitze ist die Klinge jedenfalls besser zu kontrollieren. Damit hast du mehr Kontrolle über das Messer und kannst dieses sicherer handhaben.
Davon ab gilt die Droppointklinge als sehr robust. Typisch ist die Klingenform übrigens für Jagdmesser. Weil die Klinge gut für Schneidarbeiten – vor allem ziehend – taugt. Das ist Jägern beim Zerlegen ihrer Beute wichtiger als chirurgisch präzise Schnitte. Doch auch andere Outdoor-, Bushcraft- und Survivalmesser und selbst Taschenmesser setzen auf die Drop-Point-Klinge. Kein Wunder also, dass die Klinge heute als eine der gängigsten Klingenformen überhaupt gilt. Obwohl Droppointklingen nicht als die schärfsten Klingen gelten.
Fazit: Die Verlagerung des Orts macht die Klinge sicherer, besonders für Ungeübte. Außerdem ist die Klingenspitze breiter und damit robuster als bei der folgenden Clip-Point-Klinge. Im Vergleich zu dieser aber nicht ganz so scharf.
Die Spear-Point-Klinge
Die Spear-Point-Klinge ist eine Art der Drop-Point-Klinge und auch als Speerpitze oder Mittelspitze bekannt. Denn Messerrücken und Schneide verlaufen symmetrisch zur mittig platzierten Messerspitze. Damit ist die Klinge optimal zu kontrollieren. Allerdings weniger stabil als die Droppointklinge. Die Spearpointklinge taugt jedenfalls gut zum schneiden von weichen Material und obendrein zum stechen. Der Klingenrücken ist in der Regel mit einer Fehlschärfe versehen, also stumpf. Ist der Messerrücken hingegen scharf, gilt das Messer als Dolch.
Fazit: Die Spearpointklinge erlaubt wegen der mittigen und symmetrischen Spitze die optimale Kontrolle über das Messer. Außerdem taugt die Klinge sowohl zum schneiden wie stechen. Dafür ist die Klinge etwas weniger stabil wie die Droppointklinge.
Klingenform: Die Clip-Point-Klinge
Die Clip-Point-Klinge geht wieder den anderen Weg. Der Klingenrücken ist zur Spitze hin nicht konvex, sondern konkav – also nach innen zur Mittelachse – gebogen. So erinnert diese an ein Hechtmaul, weswegen ist die Clippointklinge auch als Hechtklinge bekannt ist. Typisch ist die Clip-Point-Klinge jedenfalls für Bowiemesser. Rambo und Crocodile Dundee lassen grüßen.
Vorteil der Klinge: Du kannst mit ihr gut schneiden sowie stechen und (leicht) bohren. Im Vergleich zur Drop-Point-Klinge ist die Clip-Point-Klinge zudem schärfer. Dafür ist die Klingenspitze weniger robust, weil schmaler als bei Droppointklingen.
Fazit: Die Clip-Point-Klinge ist schärfer als die Drop-Point-Klinge und erlaubt schneiden, stechen und bohren. Dafür ist die schmalere Messerspitze (Ort) weniger robust.
Die Trailing-Point-Klinge
Die Trailing-Point-Klinge macht es genau anders herum. Statt die Klingenspitze zur Klingenachse zu verlagern, überragt diese den Klingenrücken. Die Spitze zeigt also weit nach oben. Entsprechend ist die Klinge (Schneide) extrem bauchig. Die Schneide ist meist recht dünn und somit optimal zum schneiden weicher Materialien. Beliebt ist die Trailing-Point-Klinge daher besonders bei Jägern zum Häuten und Zerlegen von Wild. Auch Köche setzen aus dem gleichen Grund gern auf die Trailing-Point-Klinge.
Fazit: Die Trailingpointklinge eignet sich wegen ihrem großen „Bauch“ vor allem für Jäger und Köche. Weil die Klinge sehr gut zum schneiden von weichen Material wie Fleisch taugt.
Die (japanische) Tanto-Klinge
Die Tanto-Klinge stammt aus Japan und ist dort seit über 1.000 Jahren (!) in Gebrauch – als Kampfmesser. Tatsächlich heißt Tanto so viel wie „kurzes Schwert“. Ähnlich dem Dolch ist das Tanto als Stichwaffe gedacht und daher im Outdoorbereich eher selten.
Die Klinge ist jedenfalls gerade oder leicht gebogen. Beim „American Tanto“ – eine Art moderne Version – ist die Klingenform eher gerade. Außerdem geht die Schneide in einem großen Winkel zur Messerspitze über. Die Spitze liegt wie bei der Normalklinge auf der Höhe des Messerrückens. Dieser ist dank der Form sehr stabil. Ebenso wie die Messerspitze, die als stabilste aller Klingenformen überhaupt gilt. Aber: Die Tantoklinge taugt allein zum stechen, nicht zum schneiden. Ein bekanntes Beispiel für die Tantoklinge ist das aktuelle Kampfmesser der Bundeswehr KM 2000.
Fazit: Die Tantoklinge ist für Kampfmesser typisch, weil diese sehr gut zum stechen taugt. Zum schneiden eignet sich diese Klingenform dagegen nicht.
Klingenform: Fazit und Tipp
Es gibt noch einige andere Klingenformen. Zum Beispiel Skinner oder Recurveklinge. Diese sind aber meist für eine spezielle Zielgruppe – in diesem Fall Jäger – gedacht. Für Outdoor-, Bushcraft- sowie Survivalmesser sind die genannten Klingenformen die gängigsten. Mit Ausnahme der Tantoklinge.
Welche Klinge für dich die richtige ist? Das findest du mit der Zeit selbst raus. Für den Anfang empfehle ich dir eine Droppointklinge. Mit dieser machst du nichts falsch. Was natürlich nicht heißt, dass die anderen Klingen Mist sind. Ganz im Gegenteil. Aber wie jeder Outdoorer legst du dir über die Jahre sicher mehrere Messer zu. Mit der Zeit lernst du dann schon selbst, für was diese taugen und ob sie dir nützlich sind.
Poste doch deine Erfahrungen und schreibe einen Kommentar. Ich freue mich und sage danke.
Apropos: Danke an everknives.de, messerworld.de sowie Wikipedia für die Infos.