Was ist ein Fahrtenmesser? Der Begriff fällt schnell, wenn du als Outdoorer nach einem Messer schaust. Was aber ist ein solches Messer? Und wie schaut das rechtlich in Deutschland aus?
Klären wir erst einmal die Frage „Was ist ein Fahrtenmesser?“. Der Duden erklärt dieses als
„feststehendes Messer, das in einer Scheide aus Leder steckt und besonders bei Fahrten mitgeführt wird.“
Aha. Und sonst? Die Klinge ist in der Regel recht breit, einseitig (unten) geschliffen und nach vorn auslaufend. Außerdem ist die Klinge (bei hochwertigen Messer) durchgehend. Das macht das Fahrtenmesser robust, widerstandsfähig, langlebig und wetterbeständig. Obendrein ist das Messer meist mit einem „Parier“, also einem Handschutz versehen. Dieser schützt vor Verletzungen beim Abrutschen. Entsprechend gilt das Fahrtenmesser als recht sicher. Im Fazit schaut das Messer jedenfalls aus wie ein robustes Küchenmesser.
Warum heißt es Fahrtenmesser?
Es gibt übrigens auch klappbare Fahrtenmesser. Die Klinge musst also nicht zwingend feststehend sein. Klassische Fahrtenmesser setzen dennoch auf eine feste Klinge. Diese verleiht (vor allem durchgehend) dem Messer mehr Stabilität und Langlebigkeit. Der Griff bzw. die Griffschalen sind traditionell aus Hirschhorn. Heute nutzen die Hersteller aber auch gern Stahl, Holz, Leder oder Kunststoff. Letzteres gilt jedoch nicht als wirklich langlebig.
Vorteile Fahrtenmesser
- Allrounder für „draußen“
- einfacher Aufbau
- daher sehr robust
- sowie obendrein langlebig
- recht wetterbeständig
- große Vielfalt & Auswahl
- sichere Handhabung
Nachteile Fahrtenmesser
- guter Stahl ist teuer
- billige Materialien weniger langlebig
- meist nicht besonders scharf
- je nach Klinge evtl. Führungsverbot
- teilweise hohes Gewicht
- damit evtl. großes Packmaß
Ansonsten gehören zu diesem Messertyp auch…
- Jagdmesser
- Anglermesser
- Waldmesser
- Taschenmesser
- Klappmesser
„Fahrt“ ist übrigens ein alter Begriff, der etwas in die Irre führt. Denn mit „Fahrt“ ist nicht „fahren“ gemeint, sondern eher das „loslaufen“. Die einfachste Form wäre mit Rucksack, Zelt und eben nur dem Nötigsten. Heute würden wir dazu Trekking oder Backpacking sagen.
Der Allrounder für Outdoor und Survival
In der Outdoor- und Survival-Szene gilt das Fahrtenmesser jedenfalls als der Allrounder schlechthin. Weil das Messer eben speziell für (organisierte) Wanderungen, eben „Fahrten“, gedacht ist.
Tatsächlich gilt das Fahrtenmesser weniger als Waffe, sondern als Allzweckwerkzeug für „draußen“. Viele Outdoorer und Bushcrafter tragen das Fahrtenmesser daher griffbereit am Gürtel. So hast du die Klinge jederzeit zur Hand, wenn du Brot, Obst oder Fleisch schneiden willst. Oder aber etwas schnitzen, bauen oder reparieren musst.
Der Einsatzbereich ist also recht breit. Du kannst mit dem Fahrtenmesser zum Beispiel…
- ein Brot oder Brötchen schmieren
- Fleisch, Gemüse und Obst schneiden
- eine Konservendose öffnen
- ein Steak in der Pfanne wenden
- Zeltheringe aus Ästen schnitzen
- Kleinholz für das Lagerfeuer machen
- Späne für Zunder schaben
- Reparaturen durchführen
- Löcher in Holz oder Kunststoff bohren
- und und und…
Du siehst: Du kannst das Messer vielseitig einsetzen. Damit ist das Fahrtenmesser das optimale Werkzeug in der Natur.
Was ist ein Fahrtenmesser: Geschichte
Das Messer geht übrigens auf Jugendliche zurück. Schon in den 1920ern nutzten die Mitglieder der Bündischen Jugend das Messer für ihre Fahrten in die Natur. Die Hersteller setzten daher von Anfang an auf eine möglichst sichere Anwendung. Stichwort Parier. Die Klingen lassen es zwar bis heute etwas an Schärfe missen, schneiden aber sehr gut. Zumal die Klingen umso widerstandsfähiger gegen Korrosion und Abnutzung sind.
Das NS-Regime griff das Fahrtenmesser später für die Hitler-Jugend auf. Mit dem Hakenkreuz versehen wurde das Messer zum HJ-Fahrtenmesser. So war das Messer nicht nur Werkzeug, sondern außerdem ein Standeszeichen. Denn tragen und führen durfte das HJ-Messer nur, wer die Aufnahmeprüfung (Pimpfenprobe) bestand.
Nach dem Zweiten Weltkrieg produzierten die hiesigen Hersteller das Messer einfach weiter – ohne NS-Symbole. So wurde das Messer bei Wanderern, Pfadfindern und auch wieder Jugendbünden beliebt. Heute ist die Beliebtheit des Messer allerdings gesunken. Taschenmesser oder Einhandmesser sind mit ihren kompakten Abmessungen gefragter. Zumal gerade Taschenmesser oft zusätzliche Tools wie Zahnstocher, Dosen- und Büchsenöffner oder Pinzetten mitbringen. Stichwort Schweizer Offiziersmesser. Davon ab fallen Zweihandmesser wegen ihrer kurzen Klingen nicht unter das Waffengesetz.
Dennoch: Für grobe Arbeiten ist das Fahrtenmesser aufgrund seiner stabilen Fertigung deutlich besser geeignet.
Waffengesetz: Ist das Fahrtenmesser erlaubt?
Bleibt die Frage nach der Rechtslage in Deutschland. Darfst du ein Fahrtenmesser bei uns führen? Wenn die Klinge weniger als 12 cm misst, ja. Ab 12 cm wäre das Messer dagegen verboten. Ausschlagend ist übrigens allein die nutzbare Schneide. Also der Bereich von der Spitze bis zur Fehlschärfe. Mit anderen Worten: nur die „scharfe“ Klinge. Der stumpfe Bereich zählt hingegen nicht.
Unter dem Wort „führen“ versteht der deutsche Gesetzgeber wiederum das griffbereite Tragen. Und zwar in der Öffentlichkeit.
Mehr Infos zum Thema findest du unter Messer im Waffengesetz!
Fahrtenmesser kaufen: Auf was achten?
Du willst ein Fahrtenmesser kaufen? Dann achte auf…
Stahl bzw. Stahlart
Es gibt guten und weniger guten Stahl. Die Branche unterscheidet in Premium-Stahl, High-end-Stahl, Mittelklasse-Stahl sowie Low-end-Stahl. Logisch, das vom verwendeten Stahl die Haltbarkeit und Gebrauchsfähigkeit abhängt. Sowie der Preis.
Größe
Bei der Größe solltest du auf die Länge der Klinge – Stichwort Führungsverbot – achten. Noch mal: Ab 12 cm Klingenlänge gilt das Messer als Waffe. Entsprechend darfst du ein solches Messer nicht in der Öffentlichkeit führen bzw. tragen. Als Minderjähriger übrigens gar nicht. Davon ab ist der Transport des Messers eventuell unpraktisch, weil mehr Länge ein größeres Packmaß heißt.
Gewicht
Die Größe beeinflusst zudem das Gewicht. Zum einen musst du das Messer tragen, was auf einer längeren Tour schon nerven kann. Egal ob im Rucksack oder am Gürtel. Zum anderen geht es auch um die Handhabung des Messers.
Balance
Die Balance ist ebenfalls ein Thema. Massive schwere Klingen sind gut zum Holz schlagen für das abendliche Lagerfeuer. Solche Messer taugen mehr fürs Grobe. Liegt das Gewicht eher beim Griff, kannst du das Messer einfacher führen. Solche Fahrtenmesser eignen sich mehr für feine Arbeiten wie das Schnitzen von Zeltheringen.
Optik
So banal es klingt: Das Messer muss dir optisch gefallen. Der eine mag eine „traditionelle“ Optik mit Hirschhorn- oder Holzgriff, der andere eine „moderne“. Geschmäcker sind verschieden, die Auswahl aber Gott sei Dank groß.
Preis
Zuletzt ist der Preis wichtig. Musst du für das Messer einen Kredit aufnehmen, ist es das falsche. Guter Stahl kostet allerdings. Für fünf Euro kannst du keine Premiumklinge erwarten. Wobei du gute Fahrtenmesser schon ab 50 Euro erhältst.
FAQ: Typische Fragen zum Fahrtenmesser
Was kostet ein Fahrtenmesser?
Billige Modelle bekommst du schon für zehn Euro. Allzu viel darfst du von diesen aber nicht erwarten. Hast du zu viel Geld, kannst du auch ein paar tausend Euro ausgeben. Dann aber eher für (historische) Sammlerstücke. Für den typischen Outdoor-Gebrauch musst du mit 50 bis 150, maximal 200 Euro rechnen. Dann hast du ein gutes Messer in der Hand.
Gibt es irgendwelche „großen“ Hersteller?
Jein. Rein von der Qualität gibt es keine Spitzenreiter. Gute Marken mit deutscher Produktion sind zum Beispiel Herbertz, Gerber, Böker, Haller, Linder. Ebenfalls für gute Produkte – und sein Schweizer Offiziersmesser – bekannt, ist der Schweizer Hersteller Victorinox.
Gibt es Alternativen zum Fahrtenmesser?
Klar doch. Etwa das Jagdmesser, das eine ähnliche Form der Klinge zeigt. Allerdings ist das „echte“ Jagdmesser eben mehr für die Jahr gedacht. Also zum Aufbrechen (Ausnehmen) von Wild. Weniger gut taugt das Jagdmesser zum Kochen oder zum Aufschneiden einer Konservendose, weil die Klinge schmaler und damit anfälliger ist. Eine weitere Alternative wäre das Bowiemesser. Allerdings ist dessen Klinge meist so lang, dass du das Messer bei uns nicht führen darfst.
Gibt es spezielle Fahrtenmesser für Jugendliche?
Ja. Schließlich geht das Messer auf Jugendliche zurück. Fahrtenmesser für Jugendliche haben jedenfalls einen etwas kleineren Griff. Auch die Klingen messen in der Regel unter 12 cm. Stichwort Waffengesetz. Außerdem sind die Materialien meist recht günstig, um „anständige“ Preise bieten zu können. 150 Euro kann sich ein Jugendlicher eher selten leisten.
Und auch für Kinder?
Ja. Solche Messer sind meist recht klein, eben für Kinderhände. Davon ab sind die Klingen relativ stumpf, um das Risiko einer Verletzung zu senken. Daher ist auch die Spitze abgerundet. Wichtig: Achte beim Kauf unbedingt auf einen Parier, also den Handschutz. Dieser verhindert ein Abrutschen und damit Verletzungen. Ansonsten sind Fahrtenmesser für Kinder aus eher billigen Materialien produziert, um die Preise zu drücken.
Ein Fahrtenmesser für Erwachsene ist also größer?
Genau. Der Griff ist deutlich größer und eben an die Hände eines Erwachsenen angepasst. Die Klinge ist ebenfalls größer, mitunter sogar deutlich. Tatsächlich misst die Klinge vieler Fahrtenmesser über 12 cm, womit die Modelle unter das Waffengesetz fallen. Somit unter das Führungsverbot.
Die eigentlichen Unterschiede liegen aber im Material. Der Stahl ist hochwertiger, damit die Preise höher. Guter Premium-Stahl kostet eben und ist von einem kleinen Taschengeld selten finanzierbar. Dafür versprechen Fahrtenmesser für Erwachsene mehr Haltbarkeit.
Kann ich ein Fahrtenmesser schärfen?
Natürlich. Das solltest du sogar regelmäßig. Am besten geht das mit einem simplen Schleifstein. Wobei Schleifstein nicht gleich Schleifstein ist. Ähnlich Schleifpapier gibt es grobe und feine. In der Reihenfolge gehst du genau so vor, also von grob nach fein. So machst du die Schneide deines Messer immer schmaler – und damit schärfer.
Wie sollte ich mein Fahrtenmesser aufbewahren?
Am besten in der Scheide, die in der Regel mitgeliefert wird. Diese schützt dein Messer optimal vor Beschädigungen und verspricht zudem einen sicheren Transport. Bei der Lagerung daheim achte auf einen trockenen Ort. Und das Kinder und andere Personen (wie Einbrecher) keinen Zugriff haben.
Muss ich mein Fahrtenmesser irgendwie pflegen?
Jein. Säubere und trockne dein Messer nach Gebrauch einfach. Denn je nach Stahl kann es durchaus zu Flugrost kommen. Willst du deinem Messer was gutes tun, öle es leicht ein. Das Öl schützt den Stahl zusätzlich. Ansonsten solltest du dein Messer vor allem nach einem regen Gebrauch wie gesagt nachschärfen.
Wie lang darf ein Fahrtenmesser sein?
Noch mal: Es kommt auf die Länge der Klinge an. Misst diese weniger als 12 cm, ist das Messer legal. Misst die Klinge mehr als 12 cm, darfst du das Messer im öffentlichen Raum nur in einem verschlossenen Behältnis transportieren. Was genau ein „veschlossenes“ Behältnis ist, darüber streiten allerdings auch Juristen und Gerichte. Manch einem Richter reicht ein simpler Rucksack, dem nächsten ist dieser nicht „verschlossen“ genug.